Überwachungskameras überwachen
tl;dr:
- Freitag, 15.7. ab 19.42: Kameras mit Open Street Map erfassen
- Samstag, 30.7. ab 17.00: Kameras mit unsurv erfassen
- Im CCCHH, Zeiseweg 9, 22765 Hamburg
Überwachungskameras
Mehr und mehr Orte werden mit Kameras videoüberwacht. Leider sieht man den Kameras oft nicht an, welchen Bereich sie filmen und was mit den Aufnahmen passiert: schauen da Menschen auf ein Live-Bild oder wird aufgezeichnet, wird mit Hilfe von “Künstlicher Intelligenz” Verhalten bewertet oder werden sogar biometrische Daten verarbeitet?
Warum sind allgegenwärtige Kameras ein Problem? Ich habe doch nichts zu verbergen! Und es ist der öffentliche Raum, da kann ich ja eh nicht privat sein?
Wenn wir uns beobachtet fühlen, dann verhalten wir uns bewusst oder unbewusst anders, angepasster und unauffälliger. Dies allein ist schon ein Grund, skeptisch zu sein. Das häufig überhaupt nicht klar ist, was mit den Bildern passiert, macht es nicht besser. Es gibt zahlreiche Beispiele, wie angebliches “verdächtiges” Verhalten zur Unterdrückung und Drangsalierung von Menschen missbraucht wurde. Und wenn immer umfangreichere Möglichkeiten zur Überwachung bestehen, ist es nur eine Frage der Zeit, bis diese Möglichkeiten auch genutzt werden.
Ein relativ neuer Aspekt ist die Auswertung der Bilder mit Hilfe von Software, die “gefährliches” oder “verdächtiges” Verhalten automatisch ermitteln soll, und dann Beamte zur Intervention alarmieren soll. Die dort eingesetzen Algorithmen und Implementierungen sind weitestgehend intransparent, fehleranfällig und diskriminierend.
Neben den Kameras, die von öffentlichen Stellen installiert und genutzt werden, gibt es eine noch viel größere Zahl an privaten Überwachungskameras, die viel zu oft überhaupt keiner Kontrolle unterliegen. Bei Preisen von unter 50€ ist das häufig “Impulsware”, die man “mal eben” für mehr gefühlte Sicherheit installiert. Manche dieser Kameras senden ihre Bilder zu Cloud Services, wo maximal unklar ist, was mit den Daten passiert, und wer darauf Zugriff hat.
Überwacht die Überwachung
Wie kann man sich gegen die stark zunehmende Videoüberwachung wehren? Ein erster Schritt ist deutlich zu machen, wo überall schon Kameras in Betrieb sind und wer sie betreibt. Deshalb wollen wir Mitstreiter*innen gewinnen, die uns helfen, Kameras in Hamburg in einer Karte zu erfassen.
Open Street Map
Es gibt verschiedene Initiativen, die versuchen, Licht in das Dunkel zu bringen: wo sind Kameras installiert, was filmen sie, wer betreibt sie? Grundlage für viele dieser Initiativen ist die Community-gepflegte Open Street Map (OSM). In OSM sind nicht nur Straßen und Wege, sondern prinzipiell alle möglichen geografischen Informationen erfasst, solange man sie vor Ort identifizieren kann: Telefonzellen, Recyclingcontainer, oder eben auch Überwachungskameras. Genau wie Wikipedia lebt OSM von Freiwilligen, die vor Ort Informationen erfassen.
Auf der normalen Karte von OSM kann man nur ausgewählte Objekte sehen: vor allem diejenigen, die für (Auto-)Reisende von Interesse sind. Aber die Datenbasis gibt auch ganz andere Ansichten her, und andere Websites zeigen diese an. ÖPNV-Karte z. B. konzentriert sich auf Linien und Infrastruktur des öffentlichen Nahverkehrs, in dem diese Informationen angezeigt und hervorgehoben werden. Diese Daten sind in der Datenbank von Open Street Map vorhanden, werden aber auf der Standard-Karte nur sehr reduziert angezeigt.
Für Überwachungskameras gibt es eine Reihe von Karten, die entsprechende Informationen anzeigen:
- Surveillance under Surveillance
- OSM Camera (könnte veraltete Daten zeigen)
- Mass Pirates CCTV
Wie kann ich helfen, Kameras in Open Street Map zu erfassen?
Open Street Map
Um Einträge hinzuzufügen oder bestehende zu aktualisieren, ist nicht besonders schwer: man braucht einen Login (analog zu Wikipedia), und eine geeignete Software. Dann muss natürlich noch wissen, wie genau man solche Einträge mit den notwendigen Informationen versieht, in OSM-Sprache “Tagging” genannt.
Die Informationen für das Tagging von Überwachungskameras sind (wie alle anderen auch) im OSM-Wiki beschrieben: Tag:man_made=surveillance
Man kann Änderungen einfach in einem Webbrowser vornehmen. Daneben gibt es eine lange Liste von speziellen Paketen, die das Bearbeiten einfacher oder leistungsfähiger machen, als der Webeditor es zulässt. Das Wiki hat eine Liste von vielen Programmen. Speziell für die Arbeit “im Feld” sind Programme hilfreich, die auf dem Mobiltelefon oder Tablet funktionieren.
unsurv.org
Martins Projekt hat zum Ziel, die Erfassung von Kameras, inkl. wichtiger Daten wie Modell und Funktionen, noch einfacher zu machen. Neben der Spezial-Hardware entwickelt er eine Android-App, die Überwachungskameras erkennen und die Daten automatisch erheben kann. Aktuell muss man sich die App selbst kompilieren und auf dem eigenen Gerät installieren. Alle Infos gibt es im GitHub-Repo unsurv/unsurv-mapping. Martin wird uns tatkräftig unterstützen, die App auf die mitgebrachten Geräte zu bringen.
Freitag, 15.7. und Samstag 30.7. – Praxis
Am Freitag, den 15.7. und Samstag, den 30.7. treffen wir uns im Club um das Pflegen von Überwachungskameras in Open Street Map zunächst “trocken” zu üben, um dann im Anschluss eine Runde durch die Stadt zu drehen.
Am Freitag ab 19:42 Uhr geht es vor allem um Open Street Map selbst.
Am Samstag ab 17:00 Uhr haben wir Martin zu Gast, der sein Projekt unsurv.org vorstellt.